Der umgangssprachliche Begriff „Garnele“ beinhaltet derart viele Krebsarten, dass es zu einer Lebensaufgabe ausarten würde, jede als „Garnele“ bezeichnete Art kennenlernen zu wollen. Im Allgemeinen werden diverse Arten der Familien der Penaeidae, Pandalidae, Crangonidae, Palaemonidae sowie Atyidae als „Garnele“ bezeichnet. Bis auf die anatomische Ausstattung mit Schwimmfüßchen sowie die klare Abgrenzung des Körpers in einen unbeweglichen Vorderleib und den flexiblen Rumpf, ist ein gemeinsames Erkennungsmerkmal für diese fünf Familien schwierig zu finden. So variieren Garnelen je nach Art teils erheblich in ihrer Größe, sie reicht vom 4 mm großen „Periclimenes emperator“ bis hin zur 27 cm großen „Marsupenaeus japonicus“. Auch farblich gibt es eine bunte Vielfalt von pigmentfrei über rosafarben bis blauschwarz.
Unterschiedliche Heimat
Abhängig von den verschiedenen Lebensräumen lassen sich Garnelen in weitere Untergruppen einteilen: in Kaltwasser- und in Warmwassergarnelen. Kaltwassergarnelen sind in den kühleren Gewässern der nördlichen Erdhalbkugel beheimatet. Sie leben in einer Tiefe von mehr als 100 Metern und wachsen vergleichsweise langsam. Deshalb ist ihr Fleisch sehr zart und aromatisch. Bei uns erhalten Sie Eismeergarnelen aus den arktischen Meeren des nordöstlichen Atlantiks und Nordseekrabben aus der Deutschen Bucht.
Warmwassergarnelen leben in wesentlich wärmeren Gewässern auf der südlichen Erdhalbkugel und wachsen erheblich schneller als Kaltwassergarnelen. Bei den Warmwassergarnelen gibt es wiederum die Unterteilung in Süßwassergarnelen (Freshwater) und Salzwassergarnelen (Seawater). Die Seatiger Garnele ist eine bekannte Vertreterin der letzteren Gruppe, die durchweg mit ihrem besonders würzigen, süßlich-nussigen Geschmack glänzen kann.
Auf die Größe kommt es an
Die zoologische Herkunft der einzelnen Garnelen spielt im Handel fast keine Rolle, sie werden hauptsächlich in verschiedene Gewichtklassen unterteilt. Kleine Exemplare werden auch als „Shrimps“ oder, wenn es sich um Ware aus Frankreich handelt, als „Krevetten“ bezeichnet. Größere Vertreter werden – vor allem im englischsprachigen Ausland – auch „Prawns“ genannt. Deutlich präziser ist die auf dem Markt übliche Kalibrierung von Garnelen in „pcs /lb“, heißt: Stückzahl pro englisches Pfund. Je größer und schwerer die einzelne Garnele, desto weniger Tiere benötigt man, um ein englisches Pfund von 453,59 Gramm aufzuwiegen.
Unsere besten Garnelen der ganzen Welt...
Blaue Garnele
Sie wird auch "Obsiblue" genannt und gilt in der französischen Küche als wahre Delikatesse mit einem Stammplatz auf den Herden zahlreicher 3-Sterne-Restaurants. Die kulinarische Entdeckung dieser seltenen Spezies fand vor über 30 Jahren in der zu Frankreich gehörenden Inselgruppe Neukaledonien im südlichen Pazifik statt. Seither engagieren sich kleine Aquakultur-Farmen für die Zucht im Einklang mit der Natur und mit Rücksicht auf die Erhaltung der großen Artenvielfalt. In Teichen, die mit dem kristallklaren Wasser der weltgrößten Meerwasserlagune (übrigens ein UNESCO- Weltkulturerbe) gespeist werden, wachsen die Tiere in einer geringen Besatzdichte innerhalb von neun Monaten heran. Um Stress bei den Tieren zu vermeiden und so die beste Qualität zu erhalten, wird die Blaue Garnele bei Nacht geerntet. Wie der Name erahnen lässt, reflektiert die rohe Garnele das türkisfarbene Wasser der Lagune. Die geschmackliche Kombination aus leichter Süße mit salziger Note ist vergleichbar mit Kaisergranat.
Argentinische Rotgarnele
Die Garnele mit dem lustigen lateinischen Nachnamen „Pleoticus muelleri“ wird in ihrer Heimat traditionell als Spezialität vom Grill serviert und verdankt ihren Namen ihrer rötlichen Färbung. Die Argentinische Rotgarnele wird vor der Patagonischen Küste gefischt, die von der kalten und nährstoffreichen antarktischen Zirkumpolarströmung umspült wird. Sie hat eine knackige, bissfeste und trotzdem zarte Konsistenz. Ihr Geschmack ist leicht süßlich mit nussiger Note.
Gamba Carabiniera
Die aus der Tiefsee stammenden Gamba Carabiniera wird an der Südamerikanischen und der Westafrikanischen Küste gefangen. Sie wächst in tieferen und damit kälteren Gewässern langsamer auf, dadurch ist ihr Geschmack noch intensiver, nussiger und süßlicher als der der Argentinischen Rotgarnele. Ihr Fleisch hat bereits vor dem Kochen eine leuchtend rote Farbe und weist einen reinen Schmelz auf.
Seatiger Garnele
Die Seatiger Garnele, auch Black Tiger Garnele genannt, verdankt ihren Namen der orange-schwarzen Maserung auf ihrem Panzer. Die Tiere werden im mittleren Ostatlantik und im westlichen Indischen Ozean gefangen. Geschmacklich ist die Seatiger Garnele zart, nussig, würzig mit einer leicht süßen Note und durchaus mit dem Hummer zu vergleichen.
Nordseekrabbe
Diese sehr kleinen, altrosafarbenen Krebstiere sind wohl das Köstlichste, was die Nordsee zu bieten hat. Ihr Fleisch ist schön saftig und hat einen delikaten Eigengeschmack, deshalb passen Nordseekrabben am besten zu schlichten Gerichten wie Schwarzbrotstulle, Rührei oder Ofenkartoffel. Übrigens: „Krabbe“ ist zoologisch eine völlig falsche Bezeichnung für die SANDGARNELE, wie sie richtig heißen müsste. Unter diesem Namen kennt sie aber kaum jemand. Sagen Sie am besten „Granat“, damit machen Sie formal nichts falsch und werden – zumindest an der Nordseeküste – sofort verstanden.
Tiefseegarnele (Grönland-Shrimp)
Sie lebt in etwa 100 Metern Tiefe und wird vorwiegend vor den Küsten Grönlands, Islands und Norwegens und in der nördlichen Nordsee gefangen. Die kleinen Krebse werden direkt an Bord gekocht und tiefgefroren, meist im geschälten Zustand. Ihr Fleisch ist schön fest und schmeckt klar und mineralisch. Tiefseegarnelen machen sich besonders gut in kalten Vorspeisen und klassischen Salaten.
Garnelen oder Scampi?
Als wäre die Unübersichtlichkeit nicht schon allein aufgrund der unzähligen Garnelenarten perfekt, gibt es außerdem noch Krebse, die der Garnele zwar verdammt ähnlichsehen, sich aber doch von ihr unterscheiden: der Scampo, alias Kaisergranat. Gerade für Feinschmecker ist dieser kleine Unterschied von großer Bedeutung. Aus rein zoologischer Sicht, bezeichnet man sämtliche Garnelen, die weder Hummer noch Langusten oder Bärenkrebse sind, als Zehnfußkrebse. Scampi hingegen gehören zur Familie der hummerartigen Zehnfußkrebse, man kann sie also – zumindest begrifflich – nicht mit den Garnelen in einen Topf werfen.
Der Unterschied ist leicht zu erkennen: Scampi hebt sich optisch eindeutig durch seine deutlich erkennbaren Scheren und die flache fächerartige Schwanzflosse von der Garnele ab. Selbst im geschälten Zustand erkennt man ihn an seinem im Querschnitt ovalen, breiteren Körper. Auch mit ihrer rötlichen Färbung kann man sie deutlich von der graubläulichen Garnele unterscheiden. Scampi erinnern im Biss an Marzipan mit feinem nussigen Aroma. Garnelen sind eher knackig-fest im Biss und schmecken süßlich bis leicht mineralisch.
Doch zurück zur Garnele: sie eignet sich hervorragend für die ernährungsbewusste Genussküche, denn ihr Fleisch hat einen hohen Eiweißanteil, gepaart mit einem niedrigen Fettgehalt. Darüber hinaus ist die Garnele ein wertvoller Kupferlieferant und eine wichtige Quelle für Selen. Kombiniert mit frischem Salat die perfekte Mahlzeit für Körper und Geist.
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