Kleine Fische sind kein Abfall
Um die Bestände zu schonen sollen kleine Jungfische oder Arten, deren Fangquoten bereits erfüllt sind, nicht angelandet werden. Früher wurden sie einfach wieder über Bord geworfen: ungenutzt, undokumentiert und leblos. Das ist heute in der EU verboten!
Was nicht passte, ging zurück ins Meer
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat der Fischfang auf den Ozeanen stark zugenommen. Um die Bestände zu schonen, wurden Fangquoten und Mindestgrößen für Fische bestimmter Arten festgelegt. Lange Zeit war es in der EU-Fischerei-Politik vorgeschrieben, dass zu kleine Jungfische oder solche, für die die offiziellen Fangquoten schon erreicht waren, wieder über Bord geworfen werden müssen. Dahinter stand die Absicht, Jungfische und überfischte Arten in der EU zu schützen. Doch kaum ein Fisch überlebt die Prozedur des „Discardens“.
Jeder Fisch ist wertvoll
Für Deutsche See war die sogenannte „Discard-Praxis“, also der Rückwurf von unerwünschtem Beifang absolut inakzeptabel. Aus diesem Grund haben wir bereits 2008 gemeinsam mit Fischereiwirtschaft, Wissenschaft und Politik das Forschungsprojekt „Stopp Discard“ ins Leben gerufen. Es ging uns um die Abschaffung der Rückwurf-Praxis und die Anrechnung des unvermeidbaren Beifangs auf die Fangquoten, damit jeder gefangene Fische sinnvoll verwertet wird. Bei dem Projekt wurden zunächst drei Kutter in der Nordsee eingesetzt, die außer Quallen alles, was ihnen in die Netze ging, an Land brachten. Auch die „unfreiwilligen“ Fänge wurden auf die Quote der jeweiligen Art angerechnet. Deutsche See kaufte diesen Beifang garantiert ab und vermarktete ihn. Wer Beifang dennoch als Müll entsorgte, musste hingegen mit Geldstrafen rechnen. Ein doppelter finanzieller Anreiz, die Fische nicht wieder über Bord zu werfen.
Bessere Fangmethoden reduzieren den Beifang
Es lässt sich nicht komplett verhindern, dass bestimmte Fischarten unbeabsichtigt in den Netzen landen. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) sind es weltweit über 30 Millionen Tonnen pro Jahr, durchschnittlich rund 40 Prozent der gesamten Fangmenge, in Einzelfällen bis zur zehnfachen Menge der angelandeten Fische. Um den Beifang aber von vornherein zu senken, änderten Fischer im Rahmen des Projektes ihre Fangmethoden. Sie verwendeten beispielsweise Netze mit größeren Maschen, durch die Jungtiere entfliehen konnten. Auf einem Projektschiff konnte so der Beifang, der bei einer Fangmenge von einer Tonne Kabeljau zuvor bei 150 Kilogramm lag, auf nur 2 Kilogramm gesenkt werden. Dies ist ein weiterer positiver Effekt des Rückwurf-Verbots: da der Beifang nun auf die offiziellen Quoten angerechnet wird, lohnt sich der Einsatz selektiverer Fanggeräte in der Fischerei.
Ein Erfolgsprojekt mit europaweitem Effekt
Das Projekt und die dabei gesammelten positiven Erfahrungen haben maßgeblich die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) vorangebracht. Seit dem Jahr 2019 ist die Rückwurf-Praxis in allen Meeresgebieten der EU verboten. Mit dem „Stopp Discard“-Projekt hat Deutsche See gemeinsam mit ihren Projektpartnern gezeigt, dass beharrliches Engagement Dinge auch im großen Stil zum Positiven verändern kann. Das ist für uns ein Ansporn, weiterhin offenkundige Schattenseiten nicht auszublenden, sondern aktiv an Verbesserungen zu arbeiten.
Hier geht’s zum kompletten Nachhaltigkeitsbericht
Sie möchten es genauer wissen? Dann geht es hier zu unserem ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht 2023 als PDF-Download. Bei Fragen oder Anregungen schreiben Sie gern Ihr persönliches Feedback an verantwortung@deutschesee.de. Wir freuen uns über Ihre Nachricht!